Ästhetische Chirurgie in Südamerika

Brasilien: Mutterland der modernen Plastischen Chirurgie

Brasilien ist vielen Menschen als Land des Fußballs, der weißen Strände, des Samba und des Karnevals ein Begriff. Dass dieses große lateinamerikanische Land aber auch zu den absoluten Mutterländern der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie zählt, ist vielen nicht bekannt. Bedeutende Plastische Chirurgen stammen aus Brasilien oder haben hier gelernt und die sogenannte Schönheitschirurgie ist in diesem Land sehr weit entwickelt und gesellschaftlich akzeptiert oder sogar hoch angesehen. Laut International Society of Aesthetic Plastic Surgery (ISAPS) gibt es in Brasilien mehr als 5.000 Plastische Chirurgen. Gut 2 Millionen ästhetischer Behandlungen (invasiv und nichtinvasiv) wurden hier im Jahr 2014 vorgenommen – in einem Land mit knapp 200 Millionen Einwohnern eine ganze Menge. Grund genug, einmal einen genaueren Blick auf die Ästhetische Medizin in Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern zu werfen.

Koryphäen der Plastischen Chirurgie in Lateinamerika

Kaum ein Arzt unserer Zeit hat die moderne Plastische Chirurgie so sehr geprägt wie Prof. Dr. Ivo Pitanguy aus Rio de Janeiro. Nicht nur sein großer Einsatz für das Fachgebiet und die von ihm geprägten modernen Methoden haben enormen Einfluss auf die heutige Ästhetische Medizin gehabt, sondern auch die Tatsache, dass er sein Wissen so bereitwillig mit Schülern und Kollegen teilte und immer noch teilt. Viele namhafte Chirurgen auf der ganzen Welt berichten mit Ehrfurcht und einem gewissen Stolz von ihren Hospitationen bei Prof. Pitanguy. Ich kann mich glücklich schätzen, ihn in den vergangenen 20 Jahren immer wieder getroffen und auf diesem Wege viel von ihm gelernt zu haben. Neben Prof. Pitanguy habe ich einen guten Teil meines Wissens aber auch noch weiteren lateinamerikanischen Kollegen zu verdanken. So durfte ich mehrfach bei dem angesehen Kollegen Dr. Alejandro Quiroz in Tijuana (Mexiko) hospitieren. Auch den für seine Nasenkorrekturen berühmten Chirurgen Dr. Jose Juri aus Buenos Aires (Argentinien) durfte ich einige Male in den USA und Europa treffen und habe bei diesen Gelegenheiten viele gute Anregungen erhalten. All diese erfahrenen Kollegen haben mich auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie sehr weitergebracht und ich bin ihnen dafür sehr dankbar.

Top-Behandlungen in Brasilien

Wirft man einen Blick auf die beliebtesten ästhetischen Behandlungen, so zeigt sich, dass ein besonderer Fokus der Brasilianerinnen und Brasilianer auf der Körperformung liegt. In keinem Land werden so viele Gesäßkorrekturen vorgenommen und auch bei den Themen Brustvergrößerung und Fettabsaugung zählt Brasilien zu den Ländern mit den meisten Eingriffen. Dennoch: Von den gut 1,3 Millionen ästhetisch-chirurgischer Behandlungen werden in Brasilien mehr als eine halbe Million an Gesicht oder Kopf vorgenommen, zu den Top-Behandlungen zählen unter anderem die Augenlidkorrektur, die Nasenkorrektur und das Facelift. Aber auch Injektionstherapien zur Faltenbehandlung erfreuen sich in Brasilien großer Beliebtheit: Fillerbehandlungen mit Hyaluronsäure werden hier gut doppelt so oft durchgeführt wie zum Beispiel in Deutschland, Botox-Behandlungen sogar fast dreimal so häufig.

Südamerika als Trendsetter?

Neben Brasilien (Platz 2) gehören mit Mexiko (Platz 5) und Kolumbien (Platz 8) noch weitere lateinamerikanische Länder zu den Spitzenstandorten der sogenannten Schönheitschirurgie. Aber bedeutet die Tatsache, dass die Ästhetische Chirurgie in Südamerika so etabliert und weit entwickelt ist auch, dass es als Vorbild für das Fachgebiet in anderen Regionen der Erde angesehen werden kann? „Andere Länder – andere Sitten“ heißt es ja. Und so wird jedes Land und jede Region in kultureller Hinsicht wohl immer seine Besonderheiten aufweisen – auch beim Thema Ästhetische Chirurgie. Aber eines hat sich in den letzten Jahren schon gezeigt: der Trend zu mehr nicht- und minimalinvasiven Verfahren in der Ästhetischen Medizin hat sich in Brasilien (ebenso wie in Mexiko und auch in den USA) schon sehr deutlich gezeigt. Hier sind bereits weit mehr als ein Drittel aller Schönheitsbehandlungen minimalinvasiv. Dieser Trend setzt sich nun zunehmend auch in der Schweiz, Deutschland und anderen europäischen Ländern fort. Damit ist Brasilien vielleicht nicht in jeder Hinsicht ein Trendsetter, bedeutende Trends und Entwicklungen des Fachgebietes lassen sich hier aber sehr gut ablesen.